Eingebettet in die grünen Hügel einer belgischen Region verbirgt sich ein verlassenes Kloster, das mehr als nur Mauern und Gewölbe bietet – es erzählt Geschichten von Glauben, Wandel und Vergänglichkeit.
Verlassene Orte üben eine besondere Faszination aus – sie sind stille Zeugen der Vergangenheit, die durch ihre Mauern und Räume Geschichten erzählen. Einer dieser Orte ist das Monastère Mont G, ein ehemaliges Kloster, das einst von Mönchen bewohnt wurde, die in der Abgeschiedenheit ihrer geistlichen Berufung nachgingen. Heute steht dieses imposante Bauwerk leer und verfällt langsam, aber seine Wände tragen noch immer die Spuren der vergangenen Jahrhunderte. Was einst ein lebendiger Ort des Gebets und der Einkehr war, ist nun ein verlassener, doch magischer Ort, an dem die Zeit scheinbar stillsteht.
Das Wetter war mild, die Sonne hing tief am Himmel und tauchte die Umgebung in ein warmes, goldenes Licht. Eine fast gespenstische Stille lag über dem Gelände, nur unterbrochen von den entfernten Geräuschen des Alltagslebens in der Umgebung.
Beim Betreten des Klosters war jedoch Vorsicht geboten. Auf dem umliegenden Gelände des Altenheims war einiges Treiben, und es wäre nicht ratsam gewesen, durch unbedachte Bewegungen Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Ich betrat das Kloster also mit der nötigen Vorsicht, um den Ort ungestört erkunden zu können.
Der erste Eindruck war überwältigend. Die Kombination aus dem neugotischen Baustil und den Spuren der Zeit verlieh dem Kloster eine fast sakrale Atmosphäre. Die roten und weißen Sandsteinmauern, die hohen Gewölbe und die detaillierten Verzierungen ließen die Pracht erahnen, die dieses Gebäude einst ausgestrahlt haben muss. Im Inneren des Klosters herrschte eine greifbare Stille, nur ab und zu unterbrochen vom Knistern zerfallender Strukturen oder dem leisen Rascheln der Natur, die sich langsam ihren Weg in die einst heiligen Hallen bahnte.
Besonders beeindruckend war die Kapelle, die trotz ihres Verfalls noch immer majestätisch wirkte. Die Orgel, die im Hintergrund stand, erzählte von Zeiten, in denen hier Gottesdienste abgehalten wurden. Die Bänke, auf denen einst Gläubige saßen, sind jetzt von einer dicken Staubschicht bedeckt. Das Licht, das durch die bunten Glasfenster fiel, erzeugte ein Farbenspiel auf dem Boden, das den Raum in ein fast mystisches Licht tauchte.
Während ich durch die verlassenen Korridore schritt, fiel mir die außerordentliche Pflege auf, die einst in die Erhaltung dieses Ortes geflossen sein muss. Die Architektur war bis ins Detail durchdacht, und selbst nach all den Jahren des Verfalls war noch erkennbar, wie viel Bedeutung diesem Ort beigemessen wurde. Die kunstvollen Verzierungen an den Türen und Fenstern, die geschwungenen Bögen und die majestätischen Säulen waren ein Zeugnis der hohen Kunstfertigkeit, die in den Bau des Klosters eingeflossen war.
Das Monastère Mont G wurde im frühen 20. Jahrhundert von Karmelitermönchen erbaut. Die Arbeiten begannen während des Ersten Weltkriegs, eine Zeit, die bereits für viele Entbehrungen und Herausforderungen sorgte. Dennoch schritten die Bauarbeiten stetig voran, und das Kloster entwickelte sich schnell zu einem Zentrum des geistlichen Lebens in der Region. Die Mönche, die hier lebten, widmeten ihr Leben dem Gebet, der Meditation und der Philosophie.
Im Jahr 1927 wurde das Kloster an die „Missionare des Heiligen Herzens“ verkauft, die es in ein Studienhaus für Philosophie umwandelten. Diese Nutzung prägte das Kloster über mehrere Jahrzehnte hinweg. Die Philosophie-Studenten, die hier lebten, fanden in den dicken Mauern des Klosters einen Ort der Ruhe und des Rückzugs, an dem sie sich ganz ihrer geistigen Entwicklung widmen konnten.
In den späten 1960er Jahren änderte sich die Nutzung des Klosters erneut. Die Missionare zogen sich zurück, und das Kloster wurde zu einem Rückzugsort für Meditation und Besinnung umfunktioniert. Diese Veränderung spiegelte den gesellschaftlichen Wandel der Zeit wider, der von einer zunehmenden Säkularisierung und einer Abkehr von traditionellen religiösen Lebensweisen geprägt war.
Nach der Jahrtausendwende geriet das Kloster jedoch in Vergessenheit. Die Mönche verließen das Gebäude, und es folgten mehrere gescheiterte Versuche, das Kloster für neue Zwecke zu nutzen. Die Stadt, die das Kloster erworben hatte, plante ursprünglich, das Gelände in einen Wohlfahrtskampus zu verwandeln. Diese Pläne scheiterten jedoch an den hohen Kosten, die für die Erhaltung des historischen Bauwerks notwendig gewesen wären.
Das Kloster wurde daraufhin an verschiedene Investoren weiterverkauft, die jedoch ebenfalls scheiterten. Unter anderem gab es Pläne, das Kloster in ein Luxus-Apartment-Komplex oder ein Hotel umzuwandeln. Doch auch diese Vorhaben zerschlugen sich, und das Kloster wurde sich selbst überlassen.
Die Kirche des Klosters, die „Unsere Liebe Frau von Carmel“ gewidmet ist, ist ein beeindruckendes Beispiel neugotischer Architektur. Entworfen von einem Brüsseler Architekten, besticht sie durch ihre drei Schiffe, die in fünf Travéen unterteilt sind, und die prächtigen Glasfenster, die die Kirchenhalle in ein warmes Licht tauchen. Im Laufe der Jahre wurden die Kunstwerke und das Mobiliar der Kirche, einschließlich der berühmten Kreuzwegstationen von Tony van Os, Opfer von Diebstahl und Vandalismus.
Im Jahr 2001 zogen sich die letzten Mönche aus dem Kloster zurück, und das Gelände wurde an die Stadt verkauft. Diese ließ neue Gebäude errichten, nutzte das Klostergebäude selbst jedoch nicht. Ab 2011 wurde das Kloster an einen Projektentwickler verkauft, der plante, es in Service-Wohnungen, ein Restaurant und ein Hotel umzubauen. Auch diese Pläne wurden nie realisiert, und das Kloster steht seither leer.
Der Besuch im Monastère Mont G war ein eindrucksvolles Erlebnis. Der Ort strahlt trotz seines Verfalls eine besondere Würde aus, die einen dazu einlädt, über die Vergänglichkeit nachzudenken. Es ist ein Ort, der Geschichte in sich trägt und gleichzeitig die Zukunft widerspiegelt – eine Zukunft, die ungewiss bleibt, wie so oft bei verlassenen Orten. Wer sich darauf einlässt, wird in den stillen Hallen des Klosters die Geschichten von Mönchen und Philosophen hören, von Träumen und gescheiterten Plänen, die die Wände des Klosters durchdringen. Doch trotz allem bleibt das Monastère Mont G ein faszinierender Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint – ein verlorenes Juwel, das in Vergessenheit zu geraten droht.
Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung
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Moin, deine Quellen machens teilweise ein wenig einfach die Locations zu finden, für mich bei manchen der Orte natürlich ganz angenehm, aber naja… Für andere, die bisschen doofere Absichten haben natürlich auch, vielleicht zumindest ohne Verlinkung die Quellen angeben. 😉
Verstehe den guten Willen Verweise zu setzen, wo sie hingehören, aber ich denke der Schutz der Gebäude sollte an erster Stelle stehen. 🙂
Hallo,
Vielen Dank für dein ehrliches Feedback. Da meine Locations mit ca. 3 Jahren Versatz hier auftauchen, sind viele nicht mehr zugänglich, abgerissen oder längst in Nachnutzung.
Bei dieser hier ist es auch nicht anders. Ich achte nach Möglichkeit immer darauf, nicht zuviel zu verraten.
Dennoch liegt es mir Nahe, natürlich auch etwas zur Geschichte zu erzählen und nicht nur Stumpf die Bilder zu präsentieren.
Aber unterm Strich hast du natürlich Recht, der Schutz steht an oberster Stelle.
Liebe Grüße aus Wuppertal