Waren das noch Zeiten, als immer am ersten Sonntag im Monat von April bis Oktober der Fischmarkt am alten Hafen tobte. Jede Menge Schausteller mit ihren Verkaufswagen boten ihre jeweils natürlich besten Waren laut schreiend an. Egal ob Fisch, Obst/Gemüse, Fleisch, Blumen oder auch eher exotisches, hier bekam man immer alles was das Herz begehrte.
So begann man also den Rundgang mit der Familie im Schatten des nahen Wahrzeichens unserer Landeshauptstadt, dem Rheinturm, und arbeitete sich langsam mit der Menschenmenge immer weiter in den alten Hafen vor. Natürlich noch zu der Zeit bevor der Hafen zum heutigen Medienhafen modernisiert und umgebaut wurde.
Natürlich durften Buden für das leibliche Wohl nicht fehlen und so mischten sich Gerüche von frischem Fisch oder aromatischen Obstsorten auch gerne mal mit dem Geruch von Leckereien vom Grill. Live-Musik von der Bühne rundete dann den Eindruck eines kleines Volksfestes ab. Wenn man dann so mit der Menschenmasse im Strom mit schwamm und an den Ständen entlang schlenderte, hörte man auch schon so langsam die Marktschreier um die Wette ihre Waren anpreisen.
Diese tolle Atmosphäre durfte ich gleich mehrfach in meinem Leben spüren, ein bestimmtes Mal wird mit aber immer in Erinnerung bleiben, weil es an komödiantischem Ausmaß kaum zu übertreffen war. Ein wenig über den Fischmarkt geschlendert kam ich mit meiner Familie an zwei benachbarten Verkaufsständen vorbei, einem für Frischfleisch und -geflügel und einem Obsthändler. Diese beiden, scheinbar in einer innigen Freundschaft verbunden (und ja ich betitele dies mit Absicht so), schrien wie alle anderen um die Wette. Dabei machten sie sich immer wieder mit spitzfindigen Kommentaren über den anderen lustig. Der Euro war noch nicht so alt und der Obsthändler verkaufte herrlich gefüllte, große Obstkörbe für gutes Geld. Eine Frau erwarb einen dieser besagten Obstkörbe und gab dem Händler darauf einen 100-Euro-Schein.
Diesen nahm der Obsthändler zum Anlass eine weitere Spitze auf seinen Nebenmann los zu lassen: „Hey Schweinemörder, guck mal was ich hier habe“, schrie er dem Fleischverkäufer zu. Dieser grinste nur und wank mit einem dann doch eher verschmitzten Lächeln ab. Aber diesen Erfolg seines „Konkurrenten“ ließ der Fleischverkäufer nicht lange auf sich sitzen. Keine 2 Minuten vergangen und er pries lautstark seine Waren weiter an, diesmal aber mit einem Zusatz: „Kommen Sie näher, kommen Sie ran. Hier werden sie genauso beschissen, wie nebenan.“ Die Menge lachte und johlte bei diesem lustigen Schlagabtausch und beide Händler wurden ihre Waren sehr gut los.
Ob solche Geschichten heute noch passieren, kann ich leider nicht beurteilen. Seit der Fischmarkt an die Rheinpromenaden umgezogen ist, war ich nicht mehr dort. Auf der einen Seite reicht die private Zeit selten dazu, auf der anderen Seite ging mir persönlich der alte Charme des Hafens auch ziemlich verloren.
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