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Die Legende von der Schönheit des Todes

Die Legende von der Schönheit des Todes

Die schottischen Highlands erstreckten sich unter einem düsteren, bleigrauen Himmel, der die raue Landschaft in ein unheimliches, fast übernatürliches Licht tauchte. Der Wind, der unablässig durch die kargen Hügel pfiff, brachte den scharfen Duft von feuchter Erde und verfallenen Wurzeln mit sich. Dichte Nebelschwaden krochen über die Heide und schienen wie geisterhafte Wesen zu tanzen, die das Land durchstreiften. Auf einem dieser Hügel, der wie ein düsteres Monument in der Landschaft thronte, erhob sich die verfallene Ruine einer alten Kirche, von schwarzen, verschlungenen Ranken umwuchert, die sich wie eiserne Ketten um die bröckelnden Mauern legten. Die Steine, einst ein Symbol unerschütterlichen Glaubens, wirkten nun wie Überreste eines längst vergessenen Zeitalters, bereit, von der Erde verschlungen zu werden.

Scarlet, eine Frau von unheilvoller Schönheit, stand am Fuß des Hügels und ließ ihren Blick über die Ruinen gleiten. Ihr flammend rotes Haar wehte im Wind, als wäre es selbst ein Teil der unbändigen Naturkräfte, die hier herrschten. Ihre leuchtend eisblauen Augen durchdrangen die Fassade der Kirche, als könnten sie die Dunkelheit, die dahinter lauerte, erkennen. Ihr schwarzes Kleid, das sich eng an ihren schlanken, geschmeidigen Körper schmiegte, verlieh ihr eine Aura von Eleganz und Gefahr, als wäre sie selbst die Königin dieser verfallenen Welt. In ihrem Blick lag keine Spur von Angst – nur eine tiefe Entschlossenheit, die aus den dunkelsten Tiefen ihrer Seele stammte. Sie war hier, um das zu beanspruchen, was ihr rechtmäßig gehörte – eine Macht, die in den Mauern dieser Kirche schlummerte und nur darauf wartete, entfesselt zu werden.

Scarlet war nicht nur eine Reisende, die durch Zeit und Raum gewandert war, sondern auch eine Suchende, die auf ihrer Reise Schicht um Schicht ihrer Menschlichkeit abgelegt hatte, um zur perfekten Waffe der Dunkelheit zu werden. Die Kirche, vor der sie nun stand, war mehr als ein verfallenes Bauwerk – sie war ein Tor, ein Knotenpunkt, an dem die Welten der Lebenden und der Toten, des Lichts und der Dunkelheit, aufeinandertrafen. Hier, an diesem Ort, der von uralter Magie durchdrungen war, würde Scarlet die Macht finden, nach der sie suchte.


Ruinen der Vergangenheit

Mit jedem Schritt, den Scarlet den Hügel hinaufging, spürte sie die Last der Jahrhunderte, die auf diesem Ort lasteten. Die Luft war schwer und drückend, als ob die Zeit selbst hier stehen geblieben wäre. Der Wind trug den modrigen Geruch von feuchtem Moos und verwittertem Stein mit sich, als wollte er die Geschichte dieses Ortes verhüllen.

Die großen Türen der Kirche standen leicht offen, als ob sie auf jemanden warteten, der sich traute, einzutreten. Das Holz war spröde und brüchig, die Eisenbänder rostig und morsch. Scarlet legte ihre Hand auf das kühle, raue Holz und schob die Tür langsam auf. Ein leises Knarren durchbrach die Stille, als die Tür nachgab.

Das Innere der Kirche war in tiefe Dunkelheit gehüllt. Nur spärliche Lichtstrahlen drangen durch die zerbrochenen Fenster und warfen ein schwaches, blasses Licht auf den verfallenen Altar. Der Staub, der in der Luft schwebte, wirkte wie ein stummer Zeuge der Zeit, die in diesen Mauern verweilt hatte. Die Bänke, einst gefüllt mit Gläubigen, waren verfallen, das Holz morsch und von Insekten zerfressen.

Doch es war nicht der Verfall, der Scarlet anzog. Es war die uralte Macht, die in den Mauern der Kirche lauerte, eine Präsenz, die sie in jeder Faser ihres Seins spürte. Diese Macht rief nach ihr, und sie wusste, dass ihre Ankunft der Schlüssel war, um diese Macht zu entfesseln.


Erste Begegnung

Kaum hatte Scarlet das Zentrum der Kirche erreicht, durchbrach ein tiefes, grollendes Brüllen die Stille. Es war ein Laut, der nicht von dieser Welt zu stammen schien – so mächtig, dass die Mauern der Kirche unter seinem Echo erbebten. Aus den Schatten, die selbst das schwache Licht nicht durchdringen konnte, traten zwei gewaltige Gestalten hervor.

Schwarze Drachen, uralt und von gewaltiger Präsenz, schälten sich aus der Dunkelheit. Ihre schuppigen Körper glänzten wie polierter Obsidian, und ihre Augen glühten in einem unheilvollen Rot. Rauch stieg aus ihren weit geöffneten Mäulern auf, und ihre Bewegungen, trotz ihrer massiven Größe, waren geschmeidig und fast majestätisch.

Scarlet verspürte keine Angst – nur eine tiefe, unerschütterliche Verbindung. Es war, als ob diese Kreaturen schon immer ein Teil von ihr gewesen wären, als ob sie auf ihre Ankunft gewartet hätten. Die Drachen umkreisten sie, ihre Bewegungen präzise und tödlich. Doch anstatt sie zu bedrohen, übertrugen sie ihre Macht auf sie, als ob ein unsichtbarer Pakt zwischen ihnen geschlossen würde.


Offenbarung

Scarlet hob ihre Hände, und der Nebel, der durch die Ritzen in den Wänden gekrochen war, begann sich zu verdichten. Er umhüllte sie und die Drachen wie ein dichter Schleier, der die Welt draußen ausschloss. Die Luft vibrierte, erfüllt von einem tiefen, dröhnenden Summen, das direkt in ihre Seele einzudringen schien.

Ihre Haut begann zu glühen, ein unheimliches Licht, das von innen herausstrahlte. Ihre eisblauen Augen verwandelten sich in ein tiefes, dämonisches Rot, das die Dunkelheit durchdrang. Die Drachen senkten ihre Köpfe, als ob sie Scarlet als ihre Herrin anerkannten. Sie fühlte, wie ihre Macht mit der Dunkelheit in ihr verschmolz, wie sie zu einem Wesen von unermesslicher Kraft wurde.

Doch diese Macht kam nicht ohne Preis. Scarlet spürte, wie die Dunkelheit eine Leere in ihrer Seele hinterließ – eine Leere, die nur durch mehr Macht, durch mehr Eroberung gefüllt werden konnte. Sie wusste, dass dies der Pakt war, den sie eingegangen war – ein Pakt, der sie für immer an diese Dunkelheit binden würde.


Pakt mit der Dunkelheit

Scarlet stand inmitten der Dunkelheit, die sie umhüllte, und spürte, wie die Macht der Drachen in ihre Adern strömte. Es war eine Macht, die sie veränderte, die sie zu etwas Neuem, etwas Anderem machte. Die Drachen waren nicht nur ihre Diener, sondern Manifestationen ihrer tiefsten, dunkelsten Wünsche.

Ihre Seele gehörte nun der Dunkelheit, und diese Verbindung verlieh ihr eine Macht, die jenseits aller Vorstellungskraft lag. Doch diese Macht war nicht ohne Gefahren. Sie konnte sie zu unvorstellbaren Höhen führen oder in den Abgrund stürzen. Die Dunkelheit war verführerisch, süß wie ein Gift, das man nicht mehr entbehren konnte.

Scarlet akzeptierte diese Erkenntnis. Sie war bereit, alles zu opfern – ihre Vergangenheit, ihre Menschlichkeit, ihre Seele – um diese Macht zu behalten und zu mehren. Die Welt würde sich vor ihr beugen, oder sie würde sie zerstören.


Entfesselung der Macht

Die Zeit schien stillzustehen, als Scarlet die Augen schloss und die Macht der Dunkelheit in sich aufnahm. Doch diese Stille war trügerisch. Sie fühlte, wie die Kraft in ihr aufbaute, bereit, entfesselt zu werden.

Mit einem einzigen Gedanken befahl sie den Drachen, sich zu erheben. Die Kirche erzitterte unter ihrem Gewicht, die Mauern begannen zu bersten, als die uralten Kräfte, die sie in sich trug, entfesselt wurden.

Scarlet wusste, dass dies erst der Anfang war. Die Welt da draußen, ahnungslos und verletzlich, wartete auf sie. Sie würde kommen, um sie zu erobern, und nichts würde sich ihr in den Weg stellen können. Die Kirche, einst ein Ort des Lichts und des Glaubens, war nun ein Tempel der Dunkelheit, ein Symbol für ihre unermessliche Macht.

Mit einem letzten Blick auf die bröckelnden Mauern, die sie hinter sich ließ, schritt Scarlet den Hügel hinab. Hinter ihr begann die Kirche in Flammen aufzugehen – Flammen, die aus der Dunkelheit selbst geboren waren und alles verschlangen, was ihnen in den Weg kam.


Eine Legende erwacht

Der Morgen dämmerte über den schottischen Highlands, als Scarlet das nächste Dorf erreichte. Die Menschen, die ihr begegneten, traten ehrfürchtig zur Seite, spürten die Macht, die sie umgab. Ihre Augen, nun von einem tiefen Rot durchdrungen, ließen keinen Zweifel daran, dass sie nicht länger die Frau war, die sie einst gewesen war.

Doch niemand wagte es, sie zu stoppen oder auch nur anzusprechen. Jeder spürte, dass etwas Übernatürliches in der Nacht geschehen war – etwas, das die Welt für immer verändern würde.

Scarlet ging unbeirrt weiter, ihre Gedanken bereits auf das gerichtet, was noch vor ihr lag. Die Legende von der Schönheit des Todes war geboren – eine Legende, die die Herzen der Menschen mit Angst und Ehrfurcht erfüllte. Doch für Scarlet war es nur der Beginn einer neuen Ära. Die Welt würde sich ihrer Macht beugen – oder sie würde in Flammen aufgehen.


Schatten der Vergangenheit

Scarlet setzte ihren Weg durch die Highlands fort, das Echo der brennenden Kirche noch in ihren Gedanken. Die Macht, die sie nun besaß, füllte sie mit einem Gefühl der Unbesiegbarkeit, doch tief in ihrem Inneren nagte ein Zweifel. Sie erinnerte sich an ein Leben vor der Dunkelheit, ein Leben, das von einfachen Freuden und menschlichen Verbindungen geprägt war. Doch diese Erinnerungen schienen jetzt wie Schatten, die von der neuen Macht verdrängt wurden.

In einer klaren Nacht, als die Sterne über den Highlands funkelten, machte Scarlet Halt an einem alten, verfallenen Steinkreis. Hier, in der stillen Einsamkeit der Nacht, konnte sie die Vergangenheit spüren, die sich wie ein unsichtbares Netz um sie spann. Der Steinkreis war einst ein Ort der Verehrung gewesen, ein Ort, an dem Menschen zu den alten Göttern gebetet hatten. Jetzt war er ein Ort des Vergessens, ein Symbol für das, was die Zeit unbarmherzig verschlungen hatte.

Scarlet kniete sich in die Mitte des Kreises und schloss die Augen. Sie ließ die Dunkelheit in sich aufsteigen, spürte, wie sie ihren Körper durchströmte und jede Faser ihres Seins durchdrang. Doch mit der Dunkelheit kamen auch die Erinnerungen, flüchtige Bilder eines Lebens, das sie nicht mehr führen konnte. Menschen, die sie gekannt hatte, Orte, die sie geliebt hatte – all das war nun fern, verloren in der Dunkelheit, die sie umhüllte.

„Was habe ich verloren?“ flüsterte Scarlet in die Stille der Nacht. Die Antwort kam nicht in Worten, sondern in einem Gefühl der Leere, das sie ausfüllen wollte, aber nicht konnte. Die Dunkelheit, die sie umgab, war mächtig, doch sie konnte die Leere in ihrem Herzen nicht füllen.


Erkenntnis

Die Tage vergingen, und Scarlet spürte, wie die Dunkelheit in ihr wuchs. Sie hatte ihre Macht genutzt, um Dörfer zu unterwerfen, Städte zu erobern und jeden zu vernichten, der es wagte, sich ihr entgegenzustellen. Doch trotz all dieser Siege fühlte sie eine zunehmende Leere in sich. Die Macht erfüllte ihre äußeren Bedürfnisse, aber die Leere in ihrem Inneren blieb bestehen.

Eines Nachts, als der Vollmond über den Highlands hing und die Welt in silbernes Licht tauchte, kehrte Scarlet zum Steinkreis zurück. Sie stand in der Mitte des Kreises und blickte hinauf zu den Sternen. Die Dunkelheit in ihr flüsterte von unendlicher Macht, von Eroberungen und Unterwerfung. Doch ein anderer, leiserer Teil von ihr fragte sich, was sie wirklich gewonnen hatte.

In diesem Moment, unter dem kalten Licht des Mondes, erkannte Scarlet die Wahrheit. Die Dunkelheit war ein endloser Kreislauf von Verlangen und Erfüllung, der niemals ein Ende finden würde. Sie hatte ihre Menschlichkeit geopfert, um diese Macht zu erlangen, doch was sie wirklich verloren hatte, war ihre Fähigkeit, Freude, Liebe und Frieden zu empfinden.


Erbe der Finsternis

Scarlet stand nun vor einer Entscheidung, die weit über ihre eigenen Wünsche hinausging. Sie hatte alles geopfert, um die Macht zu erlangen, doch in diesem Moment, unter dem kalten Licht des Vollmonds, stellte sie sich die Frage, ob diese Macht ihr wahrer Fluch war. Die Erinnerungen an ihr früheres Leben drängten sich auf, wie schmerzhafte Schatten, die sie nicht mehr loslassen konnte.

Sie hatte die Welt in Furcht und Dunkelheit getaucht, doch der Preis, den sie zahlte, war höher als jede Eroberung. Die Menschen, die sie auf ihrem Weg zurückgelassen hatte, die Orte, die sie zerstört hatte – all das begann sie zu verfolgen. In den tiefsten Winkeln ihrer Seele regte sich etwas, das sie lange unterdrückt hatte: Reue.

Der Steinkreis schien im Mondlicht zu leuchten, als ob er die Vergangenheit und die Gegenwart miteinander verknüpfte. Scarlet spürte, dass sie an einem Scheideweg stand. Sie konnte den Weg der Finsternis weitergehen, die Welt in Dunkelheit hüllen und ihre Macht unermesslich steigern – oder sie konnte versuchen, die Menschlichkeit zurückzuerlangen, die sie verloren hatte.

Mit zitternden Händen legte Scarlet ihre Hand auf einen der uralten Steine. Eine Welle von Erinnerungen überflutete sie, Bilder von Glück, von Liebe und von Licht. Doch auch Bilder von Schmerz, Verlust und Trauer mischten sich darunter. Die Dunkelheit in ihr war mächtig, aber sie begann zu begreifen, dass sie ohne die Menschlichkeit leer war, ein Gefäß ohne Inhalt.

„Ich habe so viel verloren,“ flüsterte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Hauch im Wind. „Aber vielleicht kann ich etwas zurückgewinnen.“


Scarlet hatte das erreicht, wonach sie gesucht hatte – Macht, die jede Vorstellung überstieg. Doch inmitten dieser Macht spürte sie die Leere, die sie durch nichts füllen konnte. Die Dunkelheit, die sie so sehr begehrte, hatte einen Preis, den sie nun zahlen musste. Sie hatte ihre Menschlichkeit geopfert, und was blieb, war eine unendliche Leere, die keine Macht füllen konnte.

Die Welt würde sich vor ihr beugen, das wusste Scarlet. Doch was würde aus ihr selbst werden? Würde sie ihre Menschlichkeit vollständig verlieren? Oder gab es einen Weg, die Dunkelheit zu beherrschen, ohne von ihr verzehrt zu werden? Diese Fragen blieben unbeantwortet, als Scarlet in die Ferne blickte, die Welt vor sich – und die Dunkelheit in ihr.

Doch in einem letzten Anflug von Hoffnung, den sie tief in sich vergraben hatte, erkannte Scarlet, dass es nicht zu spät war, etwas von dem zurückzugewinnen, was sie verloren hatte. Vielleicht würde sie die Dunkelheit nie ganz hinter sich lassen können, doch sie könnte lernen, sie zu beherrschen – und nicht länger von ihr beherrscht zu werden.

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Rico Mark Rüde

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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