Bis zu diesem Zeitpunkt hielt ich es immer für einen Mythos, das Licht geschluckt werden kann. Doch in den gewaltigen schwarzen Hallen wurde ich eines besseren belehrt. Ohne jemanden, der sich hier ausgkennt, sollte das Bergwerk auch nicht begangen werden. Es braucht sicherlich eine Weile, bis man hier wieder rausfindet, wenn die Orientierung weg ist.
Der sogenannte „Lavakeller“ ist ein mehrere Quadratkilometer Hohlraum, dass ehemals größte Basaltlava-Bergwerk der Welt. Bereits vor 7000 Jahren haben sich die Bergleute hier einen Weg durch das dunkle Gestein gegraben. Viele Gehwege sind heute noch mit Pflastersteinen aus diesem Gewölbe gepflastert. Mühlensteine wurden hier ebenfalls aus dem Gestein gehauen.
Durch seine Härte und Porosität eignete sich das Gestein hervorragend als Reibstein um Getreide zu zermahlen. Funde aus der Jungsteinzeit belegten die Nutzung des Gesteins.
55 v. Chr. wurden die Römer, nachdem sie ihr Reich bis an den Rhein im Gallischen Krieg erweitert hatten, auf die Eignung des Basaltgesteins als Mühlstein aufmerksam und begannen als erste mit dem Systematischen Abbau des Gesteins im Tagebau.
Erst im Mittelalter um 1400 n. Chr. ging man zum Abbau unter Tage über. Hierfür wurden schächte angelegt, um an den Basalt in 30m Tiefe zu kommen. Vom Schachtgrund wurde dann das Gestein abgebaut.
Die abgebauten Steine wurden auch direkt unter Tage verarbeitet, daher findet sich hier auch sehr viel Abraum. Die vorbehandelten Steine wurden dann durch die Schächte nach oben transportiert. Anfangs mit Muskelkraft über Haspeln, später mit einfachen als Göpelwerke bezeichnete von Pferden angetriebene Kräne.
Durch Verdrängung der zahlreichen durch Wind- oder Wasserkraft angetriebenen Mühlen ging auch das Interesse an Mühlsteinen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück, weil die modernen Mühlen keine Mühlsteine mehr benötigten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der Abbau vollständig eingestellt. Bis dahin hatte man ein System mit einer Ausdehnung von 3 Km² erreicht.
Durch das besondere Klima in den Abbauhallen, dort herrscht eine konstante Temperatur von etwa 8°C, hatten Brauereien ab 1840 angefangen, diese für die Herstellung und Lagerung von Bier zu nutzen. So erlebte die Gegend noch einmal einen kurzen wirtschaftlichen Carl Linde 1876 die Kältemaschine erfand.
Fortschreitend zogen sich dann auch die Brauereien wieder zurück und heute ist dort nur noch das ein Brauhaus ansässig, welches für die eigene Gaststätte und regionale Kunden produziert.
Unter Stollenforschern und Urbexern ist der Felsenkeller als U-Verlagerung Igel bekannt und wird ebenfalls im Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten des zweiten Weltkrieges geführt.
Ob Teile des Felsenkellers als U-Verlagerung genutzt wurden, kann ich nicht sagen. Vermutlich ist es nicht über die Planung der Anlage hinaus gekommen. Das würde auch die fehlende Nähe zu Arbeitslagern erklären. Hinzu kommt, dass der Felsenkeller aufgrund seiner Beschaffenheit nicht als Besonders widerstandsfähig gegen Bombenangriffe gewertet werden konnte, da ein guter Treffer bereits eine ganze Abbauhalle hätte einstürzen lassen können und somit die Standfestigkeit nicht gegeben war.
Heute herrscht hier Ruhe, während oberhalb der Erdoberfläche das Leben tummelt. Eine ganze Stadt steht hier auf Stelzen. Ob ich so ruhig schlafen könnte, weiß ich nicht, vor allem, wenn man einmal am Grund dieser „Hallen“ gestanden hat…
Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung
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