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🇧🇪 HF4

Ein Abenteurer in den Ruinen der Industriekultur

Stell dir vor, du stehst vor massiven, rostigen Stahlgiganten, dessen leere Augenhöhlen dich anzustarren scheinen. Der Wind trägt den Geruch von altem Metall und feuchtem Beton zu dir, und du fühlst die Geschichte, die dieser Ort erzählt. Für mich, ist ein Besuch in der Region Belgiens genau das – ein Tauchgang in die Tiefen der Vergangenheit, eingehüllt in den Mantel des Verfalls.

Die Region in Belgien ist ein wahrer Schatz für Urban Explorer. Alte Industrieanlagen, von Rost und Verfall gezeichnet, erzählen Geschichten aus einer Zeit, als hier das Herz der europäischen Stahlindustrie schlug. Einer der Orte, die ich besucht habe, ist der Hochofen 4 (HF4). Diese Stätte, die ich 2017 erkundet habe, birgt eine reiche Geschichte und eine besondere Ästhetik, die in den Bildern zum Ausdruck kommt.

Beim Betreten des Geländes des Hochofens 4 fühlte ich mich, als wäre ich in eine andere Welt eingetreten. Die massiven Strukturen und die verfallenen Gebäude boten einen atemberaubenden Anblick. Rostige Rohre schlängelten sich durch das Gelände, während verlassene Maschinen und Werkstätten den Eindruck vermittelten, als wären die Arbeiter gerade erst gegangen.

Ein Highlight meiner Erkundung war der Blick durch ein zerbrochenes Fenster, das einen perfekten Rahmen für die heruntergekommenen Gebäude und die überwucherten Bahngleise bot. Ein Bild, das ich gemacht habe, zeigt diese Szene und fängt die melancholische Schönheit des Verfalls ein.

Ich erinnere mich besonders an den Moment, als ich auf einen verrosteten Metallsteg kletterte und die Aussicht über das verfallene Gelände genoss. Der Wind trug den fernen Klang eines verlassenen Zuges herüber, was dem Moment eine fast gespenstische Qualität verlieh. Solche Augenblicke machen dieses Hobby zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Der Hochofen 4, auch bekannt als ‚Haut Fourneau 4‘, ist ein bedeutendes Relikt der Stahlindustrie in der Region. Er wurde 1963 von der Firma Thy-Marcinelle in Betrieb genommen und produzierte Eisen für Walzwerke in der Umgebung. Im Jahr 1966 fusionierte Thy-Marcinelle mit ‚Aciéries et Minières de la Sambre‘, um ‚Forges de Thy-Marcinelle-Monceau‘ zu bilden.

Während meiner Erkundung stellte ich mir vor, wie dieser Ort in seiner Blütezeit ausgesehen haben muss. Die gigantischen Maschinen, die heute stillstehen, arbeiteten damals rund um die Uhr, um tonnenweise Stahl zu produzieren. Die Geschichten der Menschen, die hier arbeiteten, sind in den Wänden dieser verlassenen Gebäude eingraviert.

Die 1980er Jahre brachten große Veränderungen für die Stahlindustrie in Wallonien. 1981 begann eine umfassende Fusion der gesamten wallonischen Stahlindustrie zu einem einzigen Unternehmen, Cockerill Sambre. Der Hochofen 4 wurde modernisiert, um die Produktion zu steigern. Doch trotz dieser Bemühungen wurde die Anlage 2007 aufgrund von Umweltauflagen stillgelegt.

Die Stahlkrise 2008 traf die Region hart. Die nahegelegene Koksfabrik schloss, was dazu führte, dass der Hochofen auf minderwertige und teure Koksimporte angewiesen war. Die Automobilindustrie, ein Hauptabnehmer des Stahls aus Charleroi, geriet ebenfalls in Schwierigkeiten. 2011 wurde klar, dass der Hochofen nie wieder in Betrieb genommen würde. Heute wird über den Erhalt der Anlage als Industriedenkmal debattiert.

Die Erkundung des Hochofens 4 in Belgien war für mich nicht nur ein aufregendes Abenteuer, sondern auch eine Reise in die Vergangenheit. Die Bilder, die ich gemacht habe, fangen die Essenz dieses Ortes ein – die Schönheit des Verfalls und die stille Erzählung einer vergangenen industriellen Blütezeit. Wenn du jemals die Möglichkeit hast, diese Region zu besuchen, kann ich dir nur empfehlen, dich auf eine solche Entdeckungsreise zu begeben. Es ist eine Erfahrung, die Geschichte und Gegenwart auf einzigartige Weise miteinander verbindet.

Jeder rostige Balken und jedes verlassene Gleis erzählt eine Geschichte von menschlicher Entschlossenheit und dem unaufhaltsamen Lauf der Zeit – eine Erinnerung daran, dass selbst in Verfall und Ruinen eine tiefe Schönheit und Bedeutung liegt. So bleibt der Hochofen 4 nicht nur ein Stück Industriegeschichte, sondern auch ein Ort, der die Fantasie und die Neugierde weckt.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Quellen
UrbexXnl

Rico Mark Rüde

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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