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Matenatunnel

Ein Tunnel, der zur TV-Ikone wurde…

An und für sich sind Tunnel jetzt nicht unbedingt etwas besonderes. Jedoch verhällt es sich bei diesem hier etwas anders. Der Matenatunnel ist ein denkmalgeschützter ehemaliger Straßentunnel in Duisburg-Bruckhausen. Er verband den Stadtteil Bruckhausen und Alsum. Das Industriedenkmal überführt die Hüttenwerke der ehemaligen Gewerkschaft Deutscher Kaiser, heute zu ThyssenKrupp Steel Europe gehörend, und verfügte neben den zwei Fahrspuren, von denen eine bis 1965 für den Straßenbahnverkehr genutzt wurde, über einen einseitigen Gehweg.

Zu der Tunnelanlage, die unter anderem als Drehort einiger Schimanski-Tatorte Bekanntheit erlangte, gehören der rund 400 Meter lange Durchgang mit der gepflasterten und asphaltierten Straße und der charakteristischen Gabelung des Fußgängerwegs am westlichen Ausgang sowie das West- und Ostportal, an dem sich der frühere Durchgang zum Werksgelände befand.

Der gesamte Bau bröckelt, der Putz an der Decke ist abgefallen, Fliesen fehlen, der Tunnel ist gezeichnet von Wasserschäden und fauligen Flecken. In einem Zeitungsartikel in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung über die bevorstehende Unterschutzstellung bezeichnete ihn die Autorin Maike Maibaum als „eines der schäbigsten Bauwerke des Ruhrgebiets“. Ferner schrieb sie: „Wenn man einen Albtraum in Beton gießen würde, sähe er genau so aus“. Gerhard Klinkhardt bezeichnete 2007 in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung den Matenatunnel unter der Überschrift „Hübsch hässlich“ als „ein Stück lebendiger Industriegeschichte“ und „heißgeliebte Schmuddelecke“.

Der Tunnel ist stark baufällig und heruntergekommen. 2013 wurde er im Januar zunächst nur für Reparaturarbeiten gesperrt. Im April wurde diese Schließung dann für endgültig erklärt. Er soll im Sinne des Denkmalschutzes zwar erhalten bleiben, jedoch werden die Eingänge so verfüllt, dass jeglicher Zutritt, ausgeschlossen ist. Mittlerweile dürften diese Arbeiten abgeschlossen sein.

Die Geschichte

Die Verbindung zwischen dem Dorf Alsum und der damaligen Bauerschaft Bruckhausen wurde bereits 1727 in Karten dokumentiert. Im November 1871 nahm das Bergwerk der Gewerkschaft Deutscher Kaiser die Förderung auf. Ende der 1880er Jahre übernahm August Thyssen das Unternehmen. Der einzige Verkehrsknotenpunkt zu diesem Zeitpunkt war die damalige Bruckhauser Straße (heute Kaiser-Wilhelm-Straße), die aufgrund vieler Kreuzungen mehrere Richtungsänderungen besaß. 1889 wurde unter August Thyssen das Stahl- und Walzwerk nördlich der Matenastraße errichtet, wodurch deren östlicher Teil geradliniger umgestaltet wurde. 1895 begann der Ausbau des neuen Hochofenwerks im südlichen Bereich der Straße.

In den Jahren 1903 und 1904 wurde zum ersten Mal der Bau eines Tunnels in Erwägung gezogen. Das dabei von Thyssen ausgearbeitete Konzept sollte Freiräume schließen, die es zwischen bereits bestehenden Überführungen gab. Dadurch sollte auch ein Schutz der Fuhrwerke und Fußgänger vor dem heißen und feinen Staub des Hüttenwerks gewährleistet werden. Der Plan wurde nicht umgesetzt, da die Gemeinde Hamborn, zu der Bruckhausen damals gehörte, die geplanten Tunnelabmessungen für zu klein erachtete, um genug Platz für eine Straßenbahn und den Gehsteig zu bieten. Thyssen dagegen wollte die Hamborner Vorstellungen mit den erweiterten Maßen aufgrund der Ausdehnung des Werks nicht verwirklichen.
Erst als 1909 ein Ausbau der Erzhochbahn der August-Thyssen-Hütte in Planung kam, konnten sich beide Parteien auf einen Vertrag einigen. Der Bau des Tunnels dauerte bis 1911. Der Tunnel war ursprünglich durch mehrere Zugänge direkt mit dem GDK-Werksgelände verbunden. In den neuen Tunnel wurde auch die gewünschte Straßenbahnlinie eingebaut. Diese wurde am 29. Oktober 1910 auf der Matenastraße eingeweiht und führte vom Hamborner Rathaus über die Norbertuskirche, die heute zu Obermarxloh gehört, letztendlich zum Bahnhof Buschhausen.

Das östlich des Tunnels am Rhein liegende und während der Industrialisierung nur leicht gewachsene Alsum wurde im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerangriffe 1944 und 1945 stark zerstört. In der Folgezeit verringerte sich die Einwohnerzahl stark, durch Bodensenkungen wurde weitere Beschädigungen hervorgerufen. Schließlich wurde der an der Mündung der Alten Emscher gelegene Ort 1965 aufgegeben. Damit wurde auch der Straßenbahnverkehr entlang der Matenastraße unrentabel, am 31. März 1965 fuhr der letzte Kurs der Linie 10 durch den Tunnel. Zunächst wurden die Verbindungen bis zum Thyssen-Tor 6 als Endstelle verkürzt, bis sie am 30. April 1966 als letzte Duisburger Meterspurstrecke vollständig stillgelegt wurde. Die Bedeutung des Matenatunnels nahm dadurch stark ab.

1983 kam erstmals der Gedanke auf, den Matenatunnel unter Denkmalschutz zu stellen, letztendlich wurde er aber damals nicht in die Denkmalliste der Stadt Duisburg aufgenommen.
Erst am 17. Januar 2012 wurde der Matenatunnel als Baudenkmal unter Denkmalschutz gestellt.

Tatort-Szene machte den Tunnel berühmt…

Bekanntheit erlangte das Verkehrsbauwerk in den 1980er Jahren als Kulisse für den Duisburger Tatort-Kommissar Horst Schimanski. Hier wurde unter anderem eine Verfolgungsjagd gedreht:

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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