GeisterstädteThe Urban Xplorer

Immerath

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Frühe Geschichte 

Erstmals wurde die kleine Ortschaft 1144 als Emundrode urkundlich erwähnt und hielt diesen Namen bis zum Jahr 1530. Nachdem es dann bis 1666 Emenrait hieß und ab diesem Zeitpunkt zu Emeradt umbenannt wurde, setzte sich Ende des 17. Jahrhunderts der heutige Name Immerath durch.

In der Zeit von 1794 bis 1814 wurde Immerath der Republik Frankreich zugeordnet und im Jahre 1804 mit den Orten Holzweiler, Lützerath, Pesch und Spenrath zur Bürgermeisterei Immerath zusammengefasst.

Nachdem 1815 die Bürgermeisterei Immerath an Preußen gelangte, wurde sie 1816 dem Landkreis Erkelenz zugeordnet. Bis zum 2. Weltkrieg blieb die Bürgermeisterei bestehen und wurde 1935 aufgelöst und in eine Spezialgemeinde mit dem Amt Holzweiler vereinigt. Seit dem Jahr 1881 beherbergte Immerath auch ein Kloster, das Haus Nazareth. Es war eine Niederlassung der belgischen Kongregation der Töchter vom Heiligen Kreuz mit einer weiteren Erziehungsanstalt für Epileptikerinnen in Düsseldorf.

Vom Kloster zur Erziehungsanstalt und zum städtischen Krankenhaus

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Kloster um eine Kapelle, sowie einen Krankentrakt erweitert. 1921 firmierte die Heilanstalt offiziell als Erziehungsanstalt für nicht mehr schulpflichtige Försorgezöglinge und bekam dann im Jahr 1926 den offiziellen Namen Haus Nazareth. In der Zeit des 2. Weltkrieges wurde das städtische Krankenhaus als Lazarett für Kriegsverletzte genutzt. Das sollte zumindest der Öffentlichkeit als Grund der Umwandlung in ein Krankenhaus weiß gemacht werden. Doch das damalige NS-Regime hielt die Patienten der Heilanstalt für nicht lebenswerten und ließen 125 Patienten in der geheimgehaltenen „Aktion T4“ ermorden. Nach der Zerstörung des Krankenhauses in Erkelenz. bekam das Krankenhaus Haus Nazareth sogar kurzzeitig den Status eines Kreiskrankenhauses, bis es im Jahre 1976 eine Kooperation mit dem 1962 neu gebauten Erkelenzer Krankenhaus einging. Der Klostertrakt blieb bis 2001 als Altersruhestätte für Schwestern der Kongregation erhalten, wurde dann aber aufgelöst.

Eroberung durch die US-Infanterie und die Jahre nach dem 2. Weltkrieg

Während der amerikanischen Operation „Grenade“ wurde das Dorf durch das 116. Regiment der 29. US-Infanterie Division eingenommen. Nach Ende des Krieges blieb die Gemeinde mit dem Amt Holzweiler zusammen unabhängig. Diese Unabhängigkeit endete am 1. Januar 1972, so dass Immerath fortan zur Stadt Erkelenz gegliedert wurde. Zu diesem Zeitpunkt erlebte das kleine Dorf mit einer Einwohnerzahl von knapp 1600, mehrheitlich Katholiken, seine Blütezeit. Doch der ausgebrochene Braunkohle-Boom sollte auch vor diesem kleinen malerischen Ort nicht halt machen.

2006: Die Umsiedlung beginnt

Seit dem Jahr 2006 wurde das Dorf Stück für Stück neugebaut und die Einwohner umgesiedelt. 2008 wurde das Krankenhaus mit seinen 110 Betten in das Hermann-Josef-Krankenhaus nach Erkelenz verlegt und war bis zum Abriss 2013 nicht mehr in Betrieb. Seit 2013 wird das Dorf nun abgerissen und soll im Jahr 2017 die ersten Bekanntschaften mit den Braunkohlebaggern machen, während dessen an anderer Stelle seit 2013 die Ortschaft Neu-Immerath entsteht, weit ab vom Braunkohletagebau.

Immerath, immer eine Sehenswürdigkeit

Zu „Lebzeiten des Dorfes“ war der Besuch der Pfarrkirche St. Lambertus immer wieder eine Reise wert. Diese neuromanische Basilika mit einem Doppelturm wurde im Jahre 1891 nach 3 Jahren Bauzeit eröffnet. Bis zum 13. Oktober 2013 bot die Kirche regelmäßige Gottesdienste für jedermann, war aber auch für architekturbegeisterte Menschen ein Hingucker. Mit einem Aussegnunsgottesdienst wurde St. Lambertus entwidmet und dem lokalen Energieversorger übergeben.

Ein weiterer Eyecatcher im Ort war die Tumwindmühle, die man in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaute. Nachdem 1802 unter französischer Herrschaft der Mühlenbann aufgehoben wurde, ging die Mühle in den Besitz der Jackerather Bauernfamilie Lauterborn über, die sie bis zum Jahr 1930 in Betrieb hielt.  1944 wurde die Turmhaube durch eine Brandbombe zerstört und nach dem Kauf durch die Gemeinde Immerath im Jahr 1954 in Stand gesetzt und restauriert. Leider wurden Pläne einen Nachbau dieser alten Mühle in Neu-Immerath zu errichten leider nicht weiter verfolgt.

Als Foto-Tourist lebt man nicht ungefährlich

Neben den beiden genannten Sehenswürdigkeiten zogen auch immer wieder die Baudenkmäler „Das Hagelkreuz von 1686“ und „Die sieben Fußfälle von 1784“ immer wieder neugierige und mutige Fototouristen an, gerade in der Zeit der Umsiedlung, da der verlassene Ort mehr und mehr zum „Lost Place“ wurde. Hierbei musste man immer wieder auf der Hut vor den Fahrzeugen des Sicherheitsdienstes sein, die dafür berüchtigt waren, auch mal gerne ihre eigenen Methoden durchzusetzen.

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Rico Mark Rüde

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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