IndustrieThe Urban Xplorer

Norton

Spurensuche in der Industriegeschichte

Manchmal sind die Orte, die im ersten Moment unscheinbar wirken, genau diejenigen, die die spannendsten Geschichten zu erzählen haben. Ein solcher Ort sind die Norton-Werke. Die Faszination für solche alten industriellen Stätten mag auf den ersten Blick unverständlich erscheinen – sie sind oft roh, staubig und nicht gerade ein Ort der Ästhetik. Doch darin liegt genau ihre Schönheit. Sie sind Orte des Lebens, der Arbeit und der Geschichte.

Die Deutsche Norton wurde 1909 gegründet und nahm ihren Betrieb am 1. Juli 1910 mit 60 Arbeitern auf. Es war eine Zeit des Aufbaus, des Fortschritts und der industriellen Revolution. Mit ihren Rund- und Tunnelbrennöfen erzeugte sie verschiedene Schleifprodukte und feuerfeste Erzeugnisse.

Doch diese Zeiten waren auch geprägt von Krieg und Not. Während des Nationalsozialismus beschäftigte das Unternehmen mehrere hundert Fremd- und Zwangsarbeiter aus Ostmitteleuropa. Ein dunkles Kapitel in Nortons Geschichte, das sich nicht auslöschen lässt.

Trotz der Zerstörung durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges blieb das Unternehmen bestehen und erlebte nach dem Krieg einen blühenden Aufschwung. Das Werk vergrößerte sich stetig und in den 1970er Jahren begann Norton auch mit der Herstellung hochfeuerfester Erzeugnisse.

Doch wie alle Geschichten hatte auch diese ein Ende. 1992 wurde das Tochterwerk geschlossen und die meisten Mitarbeiter verloren ihre Jobs. Seitdem steht das ehemalige Fabrikgelände leer und verfällt langsam. Es ist ein Ort, der sowohl von menschlicher Arbeit und Innovation als auch von Verfall und Vergessenheit zeugt.

Dennoch, in all dem Verfall liegt eine gewisse Schönheit. Die alten Maschinenhallen, die Backsteinmauern, die verlassenen Büros – sie alle erzählen eine Geschichte. Es ist, als ob man in eine andere Zeit eintaucht, in der die Maschinen noch liefen und die Hallen voller Arbeiter waren.

Trotz des Verfalls werden Orte wie diese nicht vergessen. Sie sind Zeugen unserer Geschichte und verdienen es, erhalten zu werden. Vielleicht wird das Gelände in Zukunft neuen Leben eingehaucht und neue Geschichten werden geschrieben. Bis dahin bleibt es ein Ort der Erinnerung – ein Ort, der uns daran erinnert, wo wir herkommen und was wir erreicht haben.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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