Ende 1912, zwei Brüder gründen eine Firma, die bald schon zu großem Ruhm erwachsen wird
Im Oktober 1912 gründen die Brüder Carl und Fritz eine Keks- und Zwieback-Fabrik am Rande des Ruhrgebiets. Zuerst in kleinem Rahmen gehalten beginnt 1929 die Mechanisierung der Zwieback-Herstellung mit der ersten selbstentwickelten und patentierten Zwieback-Schneidemaschine. Dieses System bringt auf Anhieb großen Erfolg und lässt das Unternehmen auch über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus bekannt werden. Als die Firma sein erstes großes Jubiläum nach 25 Jahren feiert, bietet die Firma bereits 700 Menschen einen festen Arbeitsplatz.
Der zweite Weltkrieg, eine Gefahr für die Produktion?
Die einstige kleine Familienfirma ist mittlerweile zu einem kleinen Konzern erwachsen und erhält im Jahre 1940 mit der „Zugspitz Keks- und Schokoladenfabrik AG Landshut“ eine erste Expansion. Den Krieg überlebt der Standort ohne größere Schäden, zu klein ist die Bedeutung als Ziel im Kriegsplan der Alliierten in dieser Zeit. Umso größer war der Nutzen der hergestellten Waren in der Zeit während und nach dem zweiten Weltkrieg, woraufhin einem der Firmengründer dann 1956 auch das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen wurde. Nachdem zuerst im Jahr 1957 Fritz und auch 8 Jahre später dann Carl verstarben, ging die Konzernleitung an Carls 20 Jahre jüngere Ehefrau Betty über.
1975: mit einer Frau an der Spitze zur deutschlandweiten Expansion
Mit Betty an der Konzernspitze wuchs der Konzern weiter und weiter, was man sicher in der Mitte des 20. Jahrhunderts vieler Orts nicht gedacht hätte. Vertraten doch viele Industriekenner noch immer die Meinung, dass Unternehmen, die von Frauen geleitet würden, keine große Zukunft hätten. Doch mit der weiteren Expansion im Jahr 1975 mit der mehrheitlichen Übernahme der „Pauly Zwiebackfabrik GmbH & Co. KG“ mit Sitz in Friedrichsdorf und Weimar an der Lahn widersprach der Konzern allen Kritikern. Doch auch der Tod Bettys im Jahre 1984 und die Übernahme der alleinigen Konzernführung durch Carl-Jürgen, Adoptivsohn des Firmengründers, sollte dem Wachstum des Konzern und der Marke ansich keinen Abbruch tun. Die Vergrößerung des Konzerns ging 1988 mit dem Kauf des Schokoladenunternehmens „Gieselmann & Witte, Herford“, sowie des Gebäck-Spezialisten „Gottena“ in Schneverdingen weiter.
1990: Die Wiedervereinigung der BRD spielt Brandt Zwieback weiter in die Karten
Kurz nach dem sich dann Deutschland wiedervereinigt hatte, schloss der Konzern eine weitere Vertriebskooperation mit dem „Neukircher Zwiebackwerk“ in Sachsen ab und konnte in selbem Jahr erstmals die Umsatzgrenze von 500 Millionen D-Mark, heute etwa 252 Millionen Euro, durchbrechen. Die nächsten Jahre Ende der 90er verliefen dann aber eher durchwachsen und der Jahresumsatz sank auf 260 Millionen D-Mark (131 Millionen Euro), obwohl man im Jahr 1996 eine Kooperation mit dem finnischen Knäckebrot-Hersteller Vaasamittis Ltd. abschloss und somit auch schon auf europäischem Boden sich mehr und mehr einen Namen machte.
Das neue Jahrtausend steckt noch in den Kinderschuhen und der große Umzug rückt näher
Im Mai 2001 wurde die „Burger Knäcke Gmbh & Co. KG“ neuester Bestandteil der Unternehmensgruppe mit dem markanten „Zwieback-Kind“ in ihrem Logo. Der wirtschaftliche Umschwung machte aber auch vor diesem Unternehmen nicht Halt und so entschloss man sich in der Konzernspitze, das Hauptwerk zu verlegen. Dieser Umzug brachte viel Kritik von den Stadtoberen, die alles versuchten das Unternehmen weiter an ihrem altbewährten Platz zu halten. Auch der damalige NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement schaltete sich ein, konnte aber am Ende den Umzug und damit den Verlust von 500 Arbeitsplätzen nicht verhindern. 2002, zum 90 jährigen Geburtstags des Unternehmens, wurde das neue Werk in Thüringen eingeweiht und die Produktion am alten Standort mit Ende des Dezembers 2003 eingestellt. Die Verwaltung jedoch zog nur innerstädtisch um und ist heute noch mit knapp 500 Mitarbeitern, von denen nur 4 mit nach Thüringen umzogen, in NRW tätig.
Trotz Umzugs und Kontroversen um den Umzug besteht die Unternehmensgruppe noch heute
Seit dem Sommer 2007 gibt es für die ganze Unternehmensgruppe nur noch ein einheitliches Logo, auf dem in der Mitte weiterhin das altbewährte „Zwieback-Kind“ prangt. Die bislang letzte Erweiterung der Gruppe erfolgte mit dem Kauf der „Schoko-Dragee GmbH“, die 1985 in Rhede gegründet wurde. Heute ist das gesamte Gelände am Platz der Gründung des Unternehmens großteils verwahrlost und wird von einer Sicherheitsfirma überwacht. Also liebe Fotoliebhaber, kein großer Grund für erhöhte Panik, aber ein bisschen mehr aufmerksam als sonst 🙂
Ein kleiner Eye-Catcher
Die Firma bot kurz nach der Schließung des Standortes eine kurze Zeit lang ein kleines Kuriosum. So war in einer der Verladehallen ein Zug der damaligen Bahn der DDR untergestellt, wahrscheinlich als eine Art „Eye-Catcher“. Leider viel dieser aber nach recht kurzer Zeit einem Brand zum Opfer und wurde dabei vollständig zerstört.
Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung
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tolles Bild (das Titelbild mit dem Stuhl in der Halle). Gibt es eine Chance, dass Du mir das in einer größeren Auflösung zukommen lassen könntest (rein für den Gebratgebrauch natürlich).
Hg Heiko
Hallo Heiko,
erst einmal freut es mich natürlich, dass dir dieses Bild sehr gut gefällt.
Leider gebe ich keine meine Dateien raus, aus verständlichen Gründen. Wenn du allerdings eines der Bilder drucken lassen möchtest, zb. auf Leinwand, dann kannst du dich gerne unter ruede@the-urban-xplorer.com bei mir melden.
Dann kann ich dir gerne eines der Bilder Drucken und zusenden lassen.
Liebe Grüße
Rico