IndustrieThe Urban Xplorer

Die Gummifabrik Paguag

1886 – 1896: Ein Schelm, wer bei diesem Beitragstitel Böses denkt

Im Jahr 1886 begann in einem der heute nördlichsten Stadtteile einer Großstadt die Produktion von Gummi- und Asbestwaren jeglicher Art. Zu diesem Zeitpunkt war der heutige Ortsteil noch eine kleine eigenständige Gemeinde mit einem leicht ländlichen Charme. Das Unternehmen war eine der ersten industriellen Fabriken am Ort und verschaffte der Gemeinde, sowie nach der Eingemeindung später auch der Großstadt, eine schöne Stange an Gewerbe- und Industrie-Einnahmen. Und wer nun bei unserem Beitragstitel an Gummiprodukte à la “Shades of Grey” denkt, ist auf dem Holzweg, denn großteils wurden hier Gartenschläuche in allen Größen und Fabrikationen hergestellt. Symbolisch trugen sie alle eine Goldschlange als Firmensymbol mit Wiedererkennungswert.

1930: “Die Goldschlange” wird patentiert

Doch nicht nur Gartenschläuche wurden hier hergestellt, sondern auch Schläuche für die Automobilindustrie. 1930 erhielt der Diplom Ingenieur H. Pahl sogar ein Patent auf den Schlauch mit dem Namen “Die Goldschlange”. Dieses war auch zeitgleich der Startschuss für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Firma Continental, neben den gleichnamigen Reifen auch als Automobilzulieferer mit breitem Tätigkeitsspektrum bekannt.

Bis heute sind die Schläuche mit der Goldschlange in aller Munde

Über die Jahrzehnte wurde aus der kleinen “Schlauchschmiede” ein großes Unternehmen, was jahrzehntelang auch finanziell mehr als gesund dar stand. Die Produktherstellung lief auf hohen Touren und auch die Verkäufe der verschiedensten Waren konnten sich sehen lassen. So erlangten vor allem die Gartenschläuche dieser Firma bis heute einen gewissen weltweiten Ruhm, obwohl wahrscheinlich nicht unbedingt jeder weiß, wo die Schläuche hergestellt wurden.

Doch trotz des Erfolges hinterließ die Produktion auch einen gewissen dunklen Schatten, denn die Produktion von Gummi- und Asbest-Waren belastete nach und nach zusehends mehr den Boden unter der Produktionsstätte. Diese Tatsache, sowie der später immer drastischere Preiskampf für Waren auf dem freien Markt sorgten dafür, dass sich in diesem Werk die Belegschaft bis 2008 gen 0 neigte. Zwar kaufte noch Anfang 2006 ein italienisches Unternehmen die mittlerweile finanziell schwer angeschlagene Gesellschaft, doch auch das sollte endgültige Aus nicht mehr abwenden. Seit 2008 stehen die großen Backsteinhallen und die Produktionsstätten leer. Nur das Symbol mit der Goldschlange ziert noch immer das Werksgemäuer als stilles Mahnmal.

Projekte für die heutige Geländenutzung der Gummifabrik Paguag gibt es viele….

Aber von diesen Projekten sind viele schlichtweg nicht umsetzbar. Zu hoch sind die Bodenbelastungen durch Altlasten bis heute, so dass an eine Neubebauung mit Wohnungen oder Geschäften kaum zu realisieren ist. So ist das verlassene Werksgebäude neben einem großen “Abenteuerspielplatz” für Urbexer heute auch noch zwischenzeitlich Schauplatz für Übungen des Technischen Hilfswerks oder Großübungen der Polizei mit der Hundestaffel oder ähnlichem. Zumindest ziehen die alten Ruinen mit einigen anderen Brachflächen in der nahen Umgebung immer wieder Fotografen an, die auch mal einen gewissen Kick bei ihrem Hobby oder Beruf verspüren wollen. Und diese haben genug Platz sich kreativ auszutoben, schließlich liegen etwa 45000 qm praktisch brach.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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