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Die Cellulose-Füllstoff Fabrik

Eine Firma für Cellulose-Füllstoff in englischer Nachbarschaft

Seit nun mehr 20 Jahren wird über die Nutzung des Areals diskutiert. So weit wie jetzt sei die Planung noch nie fortgeschritten, freute sich die Bezirksvertretung Ost der zuständigen Stadt. Jahrelanger Stein des Anstoßes ist die Frage, wie ein Gebiet nutzbar sein könnte, was eine hohe chemische Belastung aufweist – ein Bereich von circa 13,5 Hektar, der vor allem als zum größten Teil stillgelegte Gewerbefläche bekannt ist.

Die Immobilie aus Fabrik- und Werkstatt-Hallen gehört der Stadt (fast 78.000 Quadratmeter) und einer Baufirma ( ca. 66.000 Quadratmeter). Deren Gesellschafter besitzen noch gültige Verträge, in denen sich die Stadt verpflichtet, die toxischen Hinterlassenschaften der Briten zu entsorgen.

An jenen Verträgen soll ein frühere Stadtkämmerer und späterer Chef der Stadtentwicklungsgesellschaft maßgeblich mitgewirkt haben. Regress-Ansprüche seien aber nicht mehr möglich, heißt es im städtischen Rechtsamt.

Als die Stadt 1994 die von den Briten aufgegebenen Werkstätten vom Bund kaufte, habe der sich bereit erklärt, innerhalb von mindestens drei Jahren für die Entfernung teils hochgiftiger Rückstände in Grund und Boden aufzukommen. Die Stadt ließ die Frist verstreichen, wenngleich bekannt gewesen sein dürfte, dass zum Beispiel das Entfetten von Panzern oder das Entrosten von Panzerketten tiefreichende Spuren hinterlassen haben.

Derzeit nutzen die Tafel und Firmen die Hallen als Lagerfläche

Neben den englischen Nachbarn bestand auch eine Cellulose-Füllstoff-Fabrik. Aktuell ist ein Unternehmen für Ventilatoren noch auf dem Areal. Die Tafel, ein Bäckerunternehmen und der örtliche Karnevalsverband nutzen leerstehende Lagerräume. Eine Kirchengemeinde mit Pfarrheim und Kindergarten und ein bald leerstehendes städtisches Seniorenheim grenzen an. Eine größere Fläche beansprucht auch noch ein in einem Betonbett fließender Bach, der bald renaturiert werden soll. Die Bezirksvertreter hatten die Verwaltung erst im Februar beauftragt, einen Nutzungsplan für das Gebiet zu entwickeln. Die hat prompt reagiert und jetzt über mögliche Altlasten und Zustand der Gebäude, derzeitige Nutzungsstruktur, baurechtliche Voraussetzungen und zukünftige Planungsschritte informiert. Die Halle, in der früher Panzer instandgesetzt wurden, die Kantine und das ehemalige Verwaltungsgebäude soll unter Denkmalschutz gestellt werden, wogegen alle anderen verbliebenen Werksgebäude als nicht erhaltenswert gelten.

Die Planung ist noch völlig frei gestaltbar

Was könnte auf der Fläche entstehen? Möglich wäre eine Mischung aus Alt und Neu: etwa ein neues Wohngebiet mit S-Bahn-Anschluss in nicht belasteten Abschnitten, für das allerdings noch der notwendige Lärmschutz fehlt, Gewerbeansiedlungen, Wohneinheiten oder eine Kita im freiwerdenden Seniorenheim und die weitere Nutzung der Panzerhalle als Lagerfläche. Zunächst stehen eine Ortsbegehung, Kostenkalkulationen und Gespräche mit mehreren potentiellen Investoren an. Seit dem Frühjahr 2015 können die Bürger in Werkstattgesprächen mitplanen. Vor geraumer Zeit haben sich Architektur-Studenten Gedanken darüber gemacht, was mit dem Riesenareal passieren kann: Wohnen, Gewerbe-Park mit Werkstätten usw. lautet ihre Empfehlung.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
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Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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