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🇧🇪 Bahnhof Liège-Guillemins

Ein architektonisches Juwel und Drehkreuz des internationalen Verkehrs

Der Bahnhof Liège-Guillemins in Lüttich, Belgien, ist mehr als nur ein Verkehrsknotenpunkt – er ist ein beeindruckendes Kunstwerk moderner Architektur, das Funktionalität mit atemberaubendem Design vereint.


Im Februar 2017 hatte ich das Vergnügen, den Bahnhof Liège-Guillemins zu besuchen. Schon beim ersten Anblick war ich von der spektakulären Konstruktion des spanischen Architekten Santiago Calatrava fasziniert. Mit seiner Mischung aus Glas, Stahl und Beton wirkt der Bahnhof wie ein futuristisches Monument, das sich gleichzeitig nahtlos in die Umgebung einfügt. Es war ein kalter Wintertag, die Dämmerung setzte ein, und das architektonische Meisterwerk erstrahlte in einem sanften, fast magischen Licht. Diese Reise bot nicht nur die Gelegenheit, eine der modernsten Bahnstationen Europas zu erkunden, sondern auch die Bedeutung des Bahnhofs für die Region und darüber hinaus zu entdecken.


Es war ein kalter Winterabend mit klarer Luft und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Das Wetter unterstrich die kühle Eleganz der Stahl- und Glaskonstruktionen, während das warme Licht des Bahnhofs einen faszinierenden Kontrast bildete. Die ruhige Atmosphäre wurde nur durch das leise Murmeln der Reisenden und das rhythmische Zischen einfahrender Züge durchbrochen.

Beim Betreten des Bahnhofs beeindruckten mich die weit ausladenden Stahlbögen, die sich elegant über die gesamte Struktur spannten. Die Architektur vermittelt ein Gefühl von Leichtigkeit und Offenheit, das durch die harmonische Kombination aus Transparenz und Stabilität entsteht. Besonders hervorzuheben ist die riesige Bahnhofshalle, die mit ihrem lichtdurchfluteten und majestätischen Design an eine moderne Kathedrale erinnert.


Geschichte

Die Anfänge

Der Bahnhof Liège-Guillemins wurde ursprünglich 1863 eröffnet und entwickelte sich rasch zu einem zentralen Bestandteil der Infrastruktur der Region Wallonien. Die zunehmende Bedeutung des Bahnhofs spiegelte die industrielle Entwicklung der Region wider, die zu dieser Zeit eine der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren Belgiens war. Im Jahr 1905, anlässlich der Weltausstellung in Lüttich, wurde der Bahnhof erstmals umfassend renoviert. Diese Ausstellung sollte den technologischen und kulturellen Fortschritt Belgiens präsentieren und lockte Besucher aus der ganzen Welt an. Die Renovierung umfasste eine Erweiterung der Anlagen und verbesserte Kapazitäten, um den erwarteten Zustrom an Reisenden und Gästen effizient zu bewältigen. Die Weltausstellung diente als Impulsgeber für die Modernisierung des Bahnhofs, der sich dadurch zu einem Vorzeigeprojekt für die Region entwickelte und einen bleibenden Eindruck bei internationalen Besuchern hinterließ.

Der moderne Wandel

In den 1990er-Jahren entschied sich Belgien, den Bahnhof komplett neu zu gestalten, um den gestiegenen Anforderungen an den internationalen Hochgeschwindigkeitsverkehr gerecht zu werden. Der zunehmende Wettbewerb zwischen den großen Verkehrsdrehscheiben Europas machte eine Modernisierung erforderlich, die nicht nur funktionalen, sondern auch ästhetischen Ansprüchen genügen sollte. Ziel war es, die Stadt Lüttich als innovatives und attraktives Zentrum zu etablieren. Diese Entscheidung fiel auch in den Kontext umfassender Bemühungen, die Region Wallonien wirtschaftlich zu revitalisieren und international sichtbarer zu machen. Der spanische Architekt Santiago Calatrava wurde mit dem ambitionierten Auftrag betraut, ein Wahrzeichen zu schaffen, das Innovation, Fortschritt und künstlerische Visionen vereint. Die Planungen begannen in den frühen 1990er-Jahren, und nach zehn Jahren intensiver Bauarbeiten wurde der neue Bahnhof 2009 offiziell eröffnet. Die Kosten des Projekts betrugen mehrere hundert Millionen Euro, eine Investition, die die strategische Bedeutung des Standorts unterstrich.

Heute

Heute ist der Bahnhof ein zentraler Verkehrsknotenpunkt in Belgien und ein wichtiger Bestandteil des europäischen Hochgeschwindigkeitsnetzwerks. Hier treffen der Thalys, der ICE und zahlreiche regionale Verbindungen zusammen, die Reisende schnell in die Nachbarländer wie Deutschland, Frankreich, die Niederlande und Luxemburg bringen. Der Bahnhof zieht nicht nur täglich Tausende von Pendlern und Reisenden an, sondern ist auch ein Magnet für Architekturliebhaber, Fotografen und Touristen aus aller Welt. Die beeindruckende Struktur ist ein beliebtes Motiv für Kunst- und Architekturprojekte und hat sich zu einem unverwechselbaren Wahrzeichen von Lüttich entwickelt.


Architektur und Design

Ein Werk von Santiago Calatrava

Das Design des Bahnhofs zeichnet sich durch weite, geschwungene Linien und eine beeindruckende Transparenz aus. Die Konstruktion besteht hauptsächlich aus Glas und Stahl, was Tageslicht durch die gesamte Struktur strömen lässt. Die Halle ist 200 Meter lang und 35 Meter hoch, mit einem geschwungenen Dach, das sich wie ein Schutzschild über die Gleise spannt.

Besondere Elemente

  • Das Dach: Es besteht aus 39.000 Quadratmetern Glas, das auf einer Stahlkonstruktion ruht. Dieses Dach ermöglicht eine gleichmäßige Beleuchtung und schafft ein Gefühl von Offenheit.
  • Die Rolltreppen: Im Inneren führen elegante Rolltreppen zu den verschiedenen Ebenen und betonen die futuristische Ästhetik.
  • Die Bahnhofsuhr: Besonders nachts entfaltet sie ihre ganze Wirkung, eingebettet in die harmonischen Linien des Designs.
  • Auftritte im Film und Fernsehen: Der Bahnhof diente bereits als Kulisse für verschiedene Film- und Fernsehproduktionen. So war er unter anderem in der beliebten deutschen Serie „Alarm für Cobra 11“ sowie in dem Marvel-Film „Guardians of the Galaxy“ zu sehen. Diese Auftritte unterstreichen seine futuristische und einzigartige Architektur, die ihn zu einem begehrten Drehort macht.

Bedeutung für die Region

Der Bahnhof ist nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern auch ein Symbol für die Modernisierung von Lüttich. Das angrenzende Viertel Guillemins wurde durch den Bau des Bahnhofs aufgewertet, und es entstanden neue Einkaufszentren, Brücken und Parks. Gleichzeitig dient er als kultureller Treffpunkt und wird für Veranstaltungen und Kunstinstallationen genutzt.


Der Besuch des Bahnhofs Liège-Guillemins war ein unvergessliches Erlebnis. Seine architektonische Pracht, die kulturelle Bedeutung und die zentrale Rolle im internationalen Verkehr machen ihn zu einem der beeindruckendsten Bahnhöfe Europas. Wenn Du einmal die Gelegenheit hast, Lüttich zu besuchen, solltest Du Dir dieses Meisterwerk moderner Architektur nicht entgehen lassen.


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Rico Mark Rüde

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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