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Château Miranda

Ich bezeichne Miranda immer wieder gerne als das “Disneyschloss, weil doch eine gewisse Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen ist. Umso mehr trifft es mich, dass sich für einen solchen Ort keine Möglichkeit der Rettung gefunden hat. Denn im Vergleich zu heutigen kühlen Betonbauten, genannt Moderne Architektur, war so etwas in meinen Augen noch echte Baukunst… Auch wenn zuletzt eine katastrophale Situation in dem Chateau herrschte, bin ich froh, vor dem Abriss einmal dagewesen zu sein.

Auf dem Grund des einstigen Schlosses befand sich einst der Bauernhof Noisy, wohin die Herren des nahe gelegenen Schlosses 1792 flohen, als sie im Zuge der Französischen Revolution von ihrem Stammsitz vertrieben wurden. Deren Nachfahren fanden Gefallen an der Lage und ließen dort ab 1866 das Schloss Miranda erbauen. Beauftragt wurde damit ein englischer Architekt. Dieser verstarb im Verlauf der Bauarbeiten, die daraufhin von einem französischen Architekten fortgeführt wurden. 1903 entstand so der imposante, 56 Meter hohe Uhrenturm, ehe 1907, trotz weiterer Pläne, die Bautätigkeit beendet wurde.

Das Schloss diente fortan als Sommerresidenz der Familie Liedekerke-Beaufort. Während des Zweiten Weltkrieges wurde es von deutschen Truppen besetzt. Nach dem Krieg bewohnte die Familie fortan den rechten Flügel des Schlosses und vermietete es zudem an die Nationale Gesellschaft der Belgischen Eisenbahnen als Ferienwohnheim für die Kinder von Bahnangestellten. Aufgrund gestiegener Kosten kündigte die Gesellschaft 1977 den Vertrag mit dem Grafen. Dieser gründete 1978 eine Stiftung, um das Schloss weiterhin als Heim nutzen zu können, nun vor allem für Schulklassen, und machte es für die Öffentlichkeit zugänglich. Versuche des Besitzers im Jahre 1990, Investoren zu finden, um das Schloss in ein Hotel umzuwandeln, blieben, auch angesichts der anfallenden hohen Kosten, erfolglos.

Ab 1991 war das Schloss verlassen. Es setzte der Verfall des Anwesens ein. 1995 brannte der Dachstuhl, wohl verursacht durch eingedrungene Jugendliche. Der Graf ließ daraufhin die noch verwertbare Inneneinrichtung wie Kamine, Marmor und Parkett demontieren. In den folgenden Jahren nahmen Vandalismusschäden und Diebstähle stark zu. Teile des Schlosses waren inzwischen eingestürzt, und 2010 sowie 2011 brannte es darin erneut. Die Gemeinde bot dem Grafen einen Ankauf an, was dieser jedoch ablehnte. Das Schloss wurde daraufhin von der Denkmalliste gestrichen, womit dem Besitzer ein Abriss eingeräumt wurde. Diese Pläne lösten unter belgischen Medien jedoch Ungemach hervor, und ein Verein zum Erhalt des Gebäudes wurde gegründet.

Auch aufgrund des maroden, sehr schlechten Zustandes entwickelte sich Château Miranda zum Inbegriff eines Spukschlosses, was neben erlebnisorientierten Jugendlichen vor allem Liebhaber und Fotografen von Lost Places anzog, dies jedoch zum Missvergnügen des Besitzers, der das Schloss daher bewachen ließ, jedoch mit eher minderem Erfolg, wie wir alle wissen.

Château Miranda geht für immer

Am 24. Oktober 2016 begann der Abriss des Schlosses, wurde jedoch kurz danach wieder eingestellt, ein Anwalt aus Lüttich konnte einen Stopp erzwingen, da sich Fledermäuse im Schloss befanden. Der Abbruch begann am alten Uhrenturm, das Objekt wurde dabei mit Natodraht gesichert. Im Mai 2017 wurde der Abriss des Schlosses fortgesetzt und wurde mittlerweile ist nichts mehr übrig.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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