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Das Bad am Park

Es gibt öffentliche Gebäude, die gehören viele Jahre zum Stadtbild. Sie sind einfach nicht wegzudenken, Generationen kennen diese Institution und sie haben so etwas wie eine Seele. Das Bad am Park ist so ein Gebäude, mit dem viele Menschen aufgewachsen sind. Sie haben im Bad schwimmen gelernt und das Seepferdchen gemacht. Sie haben dort so manchen Geburtstag gefeiert, tapfer ein paar Kilogramm abtrainiert und als der Tag des Abschieds kam, Kerzen angezündet und wehmütig ein Glas Sekt getrunken. Das Bad ist Vergangenheit, aber vergessen können viele das Hallenbad nicht.

Das Bad am Park und seine lange Geschichte

Nach dem Krieg hatte es auch diese Stadt schwer, wieder Fuß zu fassen. Die Stadt war stark zerstört und es dauerte, bis sich wieder so etwas wie ein Stadtbild abzeichnete. Mit den neuen Häusern und dem Wiederaufbau der Kirchen kam auch der Wunsch, wieder Schwimmbäder zu errichten. Die Menschen hatten wieder Zeit, ihre Freizeit in einem Schwimmbad zu verbringen und da man auch in der kalten Jahreszeit schwimmen wollte, entstanden Hallenbäder. So auch hier. Die Geschichte des Ortes beginnt im Jahr 1900 mit dem Bau des Ortskerns. Ursprünglich eine Bauernsiedlung, entwickelte sich der Ort im Industriezeitalter schnell zu einem lebhaften Wohnviertel. Mit der Gründung einer Zeche bekam der Ort zuerst ein Postamt, dann eine eigene Kirche, schließlich einen Bahnhof und eine Straßenbahn. Es fehlte nur noch ein Schwimmbad. Das kam 1967 mit diesem Schwimmbad.

Es fehlte das Geld

Das Bad öffnete 1967 seine Pforten und entwickelte sich schnell zu einem Treffpunkt für die Menschen im Stadtteil. Der Betreiber des Hallenbads war ursprünglich die Stadt. 1989 ging das Bad dann an einen privaten Träger. 14 Jahre später wechselte das Bad noch einmal den Besitzer und kam in die Hände eines örtlichen Sportbundes. Sie wurden 2003 die Pächter des Bades, aber es stellte sich schnell heraus, dass das Bad nicht rentabel genug ist. 2008 erfolgte dann ein Gutachten und nach einem Beschluss des Rates der Stadt stand fest: Das Schwimmbad wird Ende 2014 endgültig geschlossen. Im Dezember 2014 war es dann so weit, das Schwimmbad schloss seine Pforten, und zwar aus finanziellen Gründen. 75.000 Besucher hatte das bekannte Hallenbad im Jahr. 50.000 Schwimmer kamen aus Vereinen und Schulen oder haben im Bad einen Schwimmkurs absolviert. Die restlichen 25.000 waren Gäste, die während der offiziellen Öffnungszeiten zum Schwimmen kamen.

Mehr als nur ein Schwimmbad

Für die Einwohner war das Hallenbad viel mehr als nur ein Ort, um zu schwimmen. Sie haben auch die Gymnastik- und Fitnessräume genutzt, sie sind in die Sauna und unter die Sonnenbank gegangen oder haben im Restaurant gemütlich zusammengesessen, etwas gegessen und getrunken. Das Bad war seiner Zeit weit voraus und hatte seine Umkleidekabinen und Toiletten im Erdgeschoss untergebracht. So konnten sich auch Menschen mit einer Behinderung ohne Probleme und barrierefrei umziehen und zur Toilette gehen. Beliebt war vor allem das Hallenbad selbst. Das Becken hatte eine Länge von 25 Metern und eine Breite von 12,5 Metern und die Schwimmer konnten auf fünf 25-Meter-Bahnen gegeneinander antreten. Nicht nur die Kinder haben das Drei-Meter-Brett und das Ein-Meter-Brett heiß geliebt, auch mancher Erwachsene Besucher hat auf dem Sprungturm Mut bewiesen. An kalten Tagen machte das Schwimmen besonders viel Spaß, denn das Wasser hatte eine wohlig-warme Temperatur von 30° Grad.

Nicht alle waren zufrieden

Als das Bad 2014 seinen Betrieb einstellte, waren viele Menschen sehr traurig. Sie hatten das Bad in ihr Herz geschlossen und hier viel Zeit verbracht. Manche, die in diesem Schwimmbad das Schwimmen gelernt haben, sind mit den Kindern und Enkeln dorthin gegangen und haben ihnen das Schwimmen beigebracht. Jedoch nicht alle Besucher haben das Bad positiv gesehen. Immer wieder gab es Beschwerden, beispielsweise darüber, dass Besucher zu den offiziellen Öffnungszeiten Schwimmkurse besucht haben. Teile des Beckens waren dann gesperrt und das störte viele. Einige Besucher empfanden auch die Musik beim „Wasser-Zumba-Kurs“ als störend und beschwerten sich. Das Bad selbst war in die Jahre gekommen und vor allem für die Duschen wünschten sich die Besucher eine umfassende Renovierung. Das nötige Geld wollten oder konnten die Pächter jedoch nicht mehr aufbringen.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
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Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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