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🇧🇪 Maison Dave

Ein verlorener Schatz in Belgien

Stell dir vor, du stehst vor einem alten, verlassenen Bauernhaus, dessen Fensterläden längst heruntergelassen sind. Die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein, und jeder Schritt, den du machst, hallt in der Stille wider. Für mich, ist ein Besuch an solchen Orten wie Maison Dave in Belgien eine Reise in die Vergangenheit. Es ist nicht nur ein Tauchgang in die Geschichte, sondern auch eine Entdeckung verborgener Geschichten, die in jedem Winkel und jeder Staubschicht verborgen liegen.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag im Jahr 2016, als ich Maison Dave besuchte. Die ersten Sonnenstrahlen kämpften sich durch den dichten Nebel, als ich die Einfahrt entlangging. Schon beim Betreten des Geländes fiel mir die fast unwirkliche Stille auf. Die Natur hatte begonnen, das Gebäude zurückzuerobern, und Efeu rankte sich die alten Mauern hinauf.

Beim Betreten des Hauses empfing mich ein leichter Modergeruch, vermischt mit dem Duft von altem Holz und Papier. Im Wohnzimmer, beleuchtet durch die wenigen Strahlen, die es durch die geschlossenen Fensterläden schafften, stand ein altes Sofa, dessen Polster längst verblasst und zerrissen waren. Einmal war dieser Raum vielleicht voller Leben und Lachen, doch nun erzählte er nur noch von der Vergänglichkeit.

Ein besonders beeindruckendes Detail fand ich im Schlafzimmer. Ein altes, hölzernes Bett mit einem zerknitterten Laken und einem Schaffell auf dem Boden schien darauf zu warten, dass sein Besitzer zurückkehrt. Neben dem Bett stand ein kleiner Nachttisch, auf dem noch eine Flasche und ein altes Buch lagen. Die handschriftlichen Notizen in diesem Buch erzählten Geschichten von längst vergangenen Tagen.

Die Küche war ebenfalls ein faszinierender Ort. Alte Kaffeekannen und Töpfe standen verstaubt und vergessen auf den Regalen. Eine Kaffeemaschine, die wohl seit Jahren keinen Kaffee mehr gebrüht hatte, und ein kleines Holzhaus, das wahrscheinlich einst eine Krippe war, standen nebeneinander. Diese kleinen Details gaben mir das Gefühl, als könnte der Besitzer jeden Moment zurückkehren.

Im Dachgeschoss, das durch eine knarrende Holztreppe erreichbar war, stieß ich auf alte Fotografien. Porträts von Menschen, die hier einst lebten, schauten mir aus den Rahmen entgegen. Sie schienen mich stumm zu fragen, wer ich sei und warum ich hier bin. Es war ein bewegender Moment, der mir die menschlichen Schicksale hinter diesen verlassenen Mauern vor Augen führte.

Maison Dave, wie dieser Ort von Urban Explorern genannt wird, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Haus wurde in den frühen 1900er Jahren erbaut und diente lange Zeit als Bauernhof. Der letzte Bewohner, ein alter Mann, verließ das Haus, als er in ein Pflegeheim zog. Er vermachte das Anwesen der flämischen Krebshilfe, die jedoch nichts mit dem Gebäude unternahm. So verfiel es langsam, wurde aber gleichzeitig ein Anziehungspunkt für Fotografen und Urban Explorer aus der ganzen Welt.

Maison Dave liegt am Rande eines kleinen belgischen Dorfes, umgeben von Neubauten und modernen Wohnhäusern. Doch das alte Bauernhaus steht als stiller Zeuge einer vergangenen Ära da. Die schweren Holzjalousien sind heruntergelassen, und das Erdgeschoss ist stockdunkel, was dem Haus eine fast unheimliche Atmosphäre verleiht.

Nach dem Tod des letzten Besitzers im Jahr 2006 blieb das Haus unbewohnt. Es entwickelte sich schnell zu einem Hotspot für Fotografen und Abenteuerlustige, die die melancholische Schönheit des Verfalls festhalten wollten. Über die Jahre hinweg veränderte sich das Haus kaum, und viele der persönlichen Gegenstände blieben an ihrem Platz, als würden sie auf die Rückkehr ihres Besitzers warten.

Die Farm wurde schließlich im Jahr 2020 abgerissen, nachdem sie 18 Jahre lang verlassen war. Die Gebäude verfielen immer weiter, bis schließlich entschieden wurde, dass sie nicht mehr zu retten waren. Damit verschwand ein Stück Geschichte, das vielen Menschen als Quelle der Inspiration und Reflexion diente.

Meine Reise zu Maison Dave war mehr als nur eine Erkundung eines verlassenen Hauses; es war eine Reise in die Vergangenheit, eine Begegnung mit den Geschichten und Schicksalen, die diese Mauern einst beherbergten. Jeder Raum, jedes Objekt erzählte seine eigene Geschichte und bot einen Einblick in das Leben, das hier einst pulsiert haben muss.

Solche Orte erinnern uns daran, dass die Zeit unaufhaltsam voranschreitet und dass jeder Moment, den wir erleben, irgendwann zu einer Erinnerung wird. Sie lehren uns die Vergänglichkeit und zugleich die Schönheit des Lebens in all seinen Facetten. Wenn du jemals die Gelegenheit hast, einen solchen Lost Place zu besuchen, empfehle ich dir, dies mit offenem Herzen und aufmerksamen Augen zu tun. Es ist eine Erfahrung, die nicht nur den Geist, sondern auch die Seele bereichert.

Frisch ↔ Lange Verlassen
Einmal kurz durchwischen ↔ Morbider Charme
Vandalismus ↔ Natürlicher Verfall
Leere Räume ↔ Viel zu entdecken
Schöne Weitwinkelmotive
Detailaufnahmen
Außenaufnahmen
Persönliche Wertung

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Quellen
Urbex.nlUrbex-World

Roman Reed

Seit 2002 widmet er sich der urbanen Erkundung, indem er unbekannte Orte aufspürt, die oft im Verborgenen liegen, obwohl sie mitten unter uns sind. Seine Entdeckungen hält er fotografisch fest und bereichert sie in seinem Blog mit ausführlichen Recherchen und Texten. Neben seinem Interesse für das Urbexing engagiert er sich auch im Schreiben von Geschichten und Büchern sowie im detailreichen Modellbau.

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